Ludwig Mies van der Rohes 125. Geburtstag ist ein guter Anlass, um inne zu halten und sich noch einmal grundsätzlich zu fragen, was Mies uns heute zu sagen hat. Zwar beschäftigt sich das Mies van der Rohe Haus in den Ausstellungen räumlich und ideell immer mit Mies und seinem 1932 gebautem Werk, aber im Jahr 2011 soll daraus eine explizite Fragestellung werden. Ist Mies noch aktuell? Wir meinen: Ja. Aber wie, warum und auf welchen Feldern, das wird im Jahr 2011 untersucht.
Auch die Veranstaltungen und Ausstellungen, wie auch das hauseigene Magazin M richten sich auf das, was Mies uns heute noch zu sagen hat. Zu den unter dem Jahresmotto MIES 125 kuratierten Ausstellungen gehört auch die Garteninstallation „A Star for Mies“ von Udo Dagenbach, die Mies van der Rohes 1926 gebautes Revolutionsdenkmal noch einmal thematisiert. Künstler wie Jürgen Partenheimer, der Schweizerin Nelly Rudin „innen ist außen“ und der Japanerin Kumiko Kurachi werden auf das Jahresthema mit ihren raumbezogenen Arbeiten eingehen und sich mit der Miesschen Architektur auseinandersetzen. Im Sommer 2011 richten die Institutionen Bauhaus Archiv Berlin, Bauhaus Dessau und das Mies van der Rohe Haus eine gemeinsame Party mit dem Titel „Frei Schwingen“ aus. Weitere Veranstaltungen, wie das Lesen von Texten und Reden von Mies sind geplant und werden rechtzeitig bekannt gegeben.
23.01. – 10.04.2011
Die Ausstellung „Mies und sein Archivar“ von Ludwig Glaeser (1930-2006) bildet den Anfang des Mies-125-Jahres. Die Schwarzweißfotografien des Architekturhistorikers und MoMA Curators Ludwig Glaeser bringen Mies’ Architektur noch einmal zu Bewusstsein und liefern die Ausgangsposition. Nicht nur dass Ludwig Glaeser Mies’ Bauten fotografiert hat, er hat sich auch mit den Miesschen Gedanken auseinandergesetzt und sich in die Miessche Ästhetik eingefühlt. Glaesers fotografische Haltung ist stilistisch sachlich und klar. Das architektonische Interesse bestimmte seine Herangehensweise auch bei ungewöhnlichen Aufnahmen, wie beispielsweise aus dem Hubschrauber. Die bisher noch nie gezeigten Architekturfotografien, werden erstmalig im Mies van der Rohe Haus vorgestellt.
1.05. – 31.07.2011
Wenn die Schweizer Künstlerin Nelly Rudin den Bildern Tiefendimension verleiht, Tiefe wie bei den Rahmenobjekten, entstehen ach aus Bildern Bildobjekte.
Die zur Gestalt werdende Wirklichkeit, die uns in den Bildern begegnet, führt uns auf die Transzendenz nach innen.
Mit ihrem Werk verbindet sich die Vorstellung einer eigenständigen, erfinderischen Entwicklung der rational-sensiblen Zürcher Konkreten Kunst.
Der berühmte Mies-Experte Werner Blaser wird die Ausstellung „innen ist außen“ eröffnen.
3.9.-27.11.2011
Jürgen Partenheimer zählt zu den herausragenden Künstlern seiner Generation, die in den 1980er Jahren durch die Teilnahmen an den Biennalen von Paris, Sao Paulo und Venedig international bekannt wurden. Partenheimer besticht durch die Fähigkeit seine künstlerische Formulierung mit großer lyrischer Intensität und fundiertem theoretischen Diskurs zu verbinden. Für das Mies van der Rohe Haus hat Partenheimer raumbezogene Arbeiten entwickelt, die sich mit der Architektur auseinandersetzen. Dabei markiert Jürgen Partenheimer eher den Architekturraum, als dass er nur darauf reagiert. Zwei eigenständige Energien treffen mit Partenheimer und Mies aufeinander.
4.12.2011-4.3.2012
Die Japanerin Kumiko Kurachi (geb.1955 in Osaka) entwickelt ihre künstlerische Arbeit aus den Fragen der Kunst selbst. Der Ausstellungstitel „Auf die Frage“ verweist auf eines von Kumiko Kurachis fortdauernden Themen. So stehen ihre schlichten schwarzen Leinwände und leeren Rahmen als Projektionsfläche gleichermaßen für Fragen nach dem Wesen von Kunst. Existiert sie oder ist sie nur ein Image? Die Ausstellung, die Kumiko Kurachi eigens für die Räume des Mies van der Rohe Hauses entworfen hat, ist also auch eine Hommage an das Kunstwerk im Allgemeinen: „Innerhalb des Gevierts der Begrenzungen eines Bildes existiert eine unlimitierte Welt“, so Kumiko Kurachi. Für die seit 2000 in Düsseldorf lebende Künstlerin ist die Kunst eine Sprache, die nicht auf dem Sein gründet, sondern die erst im Kopf des Menschen entsteht.
1.05.2011 – Ende 2012
Die Garteninstallation rezipiert gestalterische Prinzipien des zerstörten Revolutionsdenkmals von Mies van der Rohe von 1926 in Berlin Friedrichsfelde. Das Kunstwerk von Udo Dagenbach „A Star for Mies“ greift vor allem noch einmal den Zerstörungsvorgang im Sinne einer Dekonstruktion auf. Die verschobenen, überlagerten Kuben wandeln sich in parallele Pflanzbeete. Diese sind mit lasierten Holzbalken und - wo es der Untergrund erlaubt – erhöht mit Schaltafeln gefasst. Die Beete werden mit rot laubigem Gras, Hochstammrosen, Bodendeckerrosen und Beetrosen bepflanzt. (Mies schätzte hell blühende Rosen besonders.) Der Stern als Motiv des ehemaligen Denkmals wird 40 cm tief in den Boden „gestempelt“. Er wird zum Kommunikationspunkt, gleich der Funktionsweise eines japanischen Kotatsu-Tisches. Der Stern wird damit aus der Bedeutung seiner ehemals politischen Botschaft entlassen und zum Zeichen einer gewandelten symbolischen Rekonstruktion.