2019

2019 AVANTI-AVANTI-100

Ludwig Mies van der Rohe entwarf 1932 das Landhaus Lemke (Mies van der Rohe Haus) in seiner Zeit als Direktor am Bauhaus. Für Mies‘ Studenten im Architekturunterricht am Bauhaus, war der schlichte, im Grundriss L-förmige Backsteinbau am Obersee ein willkommenes Studienobjekt. Pius Pahl, Eduard Ludwig oder Rudolf Ortner, um nur drei Namen von Mies‘ Studenten zu nennen, zeichneten in der Aufgabenstellung vergleichbare Haustypen mit Flachdach. 

Die Architektur von Haus Lemke, wirkt immer noch anregend und geradezu zeitlos auf Architekten, Künstler und Gestalter. Dieser authentische Ort vermittelt auch heute noch ein lebendiges Bild vom Aufbruch in die Moderne. In diesem Sinne feiert das Mies van der Rohe Haus „100 Jahre Bauhaus“ mit vier Ausstellungen, einem Forschungsprojekt und zwei Bauhausfesten. Das Jahresthema lautet AVANTI-AVANTI 100, denn es geht voran und immer weiter, mit Humor, Kritik und Dada.

Interview

mit Dr. Wita Noack über das Haus und sein Konzept.

Zum Abspielen des Videos auf das Bild klicken.

BAUHAUSFESTE

Neujahrsempfang

Sonntag . 13.01.2019 . 14 Uhr

Begrüssung
Michael Grunst, Bezirksbürgermeister
Dr. Wita Noack, Mies van der Rohe Haus

Grusswort
Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa

100 Worte über das Bauhaus
Dr. Werner Möller, Stiftung Bauhaus Dessau
Ingolf Kern, Stiftung Preußischer Kulturbesitz

16 Uhr Cocktailparty
Opulente Accessoires, Laternen-Fest,
Raumtanz zum Jubiläum mit DJ, Fingerfood,
Dresscode: Bauhaus-Rot

Eine gemeinsame Veranstaltung der Senatsverwaltung Kultur und Europa, des Bezirksamtes Lichtenberg von Berlin und des Vereins der Freunde und Förderer des Mies van der Rohe Hauses e.V.

Sommerfest

Sonntag . 30.06.2019 . 14–21 Uhr

im Garten

Programm
Opulente Accessoires, Bootsfahrten, Fotoshootings, Mies auf Rädern, Musik mit DJ Henryk Gericke und Annika von Trier am Akkordeon, Windspiele, Träume, lange Tafel, Drinks von den Brandstiftern, gelbe und blaue Schokotafeln, Reden...

Dresscode
Bauhaus-Blau oder Bauhaus-Gelb

Mitbringen
Gute Laune und Gebackenes zum Schenken und Teilen

Künstlerische Gestaltung
Joerg Waehner

AUSSTELLUNGEN

BEGLÜCKUNG DER WELT

27.1.-14.4.2019

Joachim Grommek (1957) D, Jan van der Ploeg (1959) NL und Jill Baroff (1954) USA

Vor einhundert Jahren machte sich auch das Bauhaus als neue Kunstschule auf den Weg, die Menschheit zu beglücken. Es war an der Zeit, moderne Formen für das Leben, den Alltag, die Architektur und die Kunst zu entdecken. Im Rückblick verführen uns heute die radikalen Konzepte des Bauhauses zum Schwärmen. Dieser Ansatz, die Welt immer wieder neu zu sehen, liegt nach wie vor im Wesen der Künste begründet.

Der deutsche Künstler Joachim Grommek, sein niederländischer Kollege Jan van der Ploeg und die US-Künstlerin Jill Baroff schauen – als nunmehr vierte Generation nach den radikalen Strömungen der 1920er-Jahre, wie dem deutschen Bauhaus, dem russischen Konstruktivismus oder der holländischen de Stijl-Gruppe – in den berühmten „Rückspiegel der Moderne“ und zeichnen gleichzeitig ein Bild voller Aktualität. Alle drei Künstler vereint eine konzeptuelle und universelle Formensprache.

 

 

WEISSE KISTE

28.4.-7.7.2019

Rakuko Naito JP/USA, Thomas Rentmeister (1964) D und Michel Verjux (1956) FR

Die Farbe Weiß symbolisiert den Neubeginn. Die Bauhäusler setzten ihre neuen weißen Boxen in die graue Welt. Diese sollten weit hinaus leuchten: zeitlos und immer aktuell. Im Laufe der Zeit wanderte die Farbe Weiß von außen nach innen und wurde zur bestimmenden Farbe im Ausstellungsraum, im „white cube“.

Der deutsche Künstler Thomas Rentmeister, seine japanisch-amerikanische Kollegin Rakuko Naito sowie der französische Künstler Michel Verjux interagieren mit dem Mies van der Rohe Haus; sie setzen sich mit der Materialität und Immaterialität der Farbe Weiß auseinander.

NEUHEITEN UND REZEPTE

21.7.-29.9.2019

Sabine Boehl (1974) D, Daniel Buren (1938) FR und Günter Fruhtrunk (1923-82) D

Alles sollte neu sein, als das Bauhaus vor einhundert Jahren gegründet wurde. Die künstlerische Avantgarde jener Jahre entwickelte so manche Neuheiten in Kunst und Architektur, wie ineinanderfließende Räume, nichtabbildende Konzepte in der Malerei, monochrome Flächen oder membranartige Wände. Das Neue war verführerisch rein, umwerfend schön und suggerierte die Rückkehr zu einem imaginierten Beginn. In der Folge galt es diese neu entwickelten Konzepte immer wieder zu reformieren, dogmatisch und ohne Gnade. Und dabei gelang es Künstlern Rezepturen zu entwickeln, um den Neuigkeitsphantasien zu entkommen. Mit der Farbfeldmalerei oder den konstruktiven Streifenbildern beispielsweise, konnten die alten Malkünste im neuen Gewand wiedererweckt werden.
Für die Ausstellung NEUHEITEN UND REZEPTE stehen Arbeiten von Sabine Boehl, Daniel Buren und Günter Fruhtrunk, und damit drei Künstlergenerationen, repräsentativ für den Umgang mit diesem Thema.

 

BEWEGUNG ALS TRAUM

13.10.-22.12.2019

IIya und Emilia Kabakov (1933/1945) USA, Heike Mutter und Ulrich Genth (1959/1971) D, Sergei Tchoban (1962) D

In den 1920er Jahren war die Welt in Bewegung. Autos ersetzten Pferdekutschen, der Tonfilm löste den Stummfilm ab, Druckmaschinen rotierten im Rhythmus (Karl Lemke), Bahnbrücken durchkreuzten die pulsierenden Städte, der Ausdruckstanz sollte Körper, Seele und Geist befreien. Der moderne Mensch suchte den Takt seiner Zeit. Und Architekten wie Mies van der Rohe reagierten mit der Erfindung von im Grundriss offenen Räumen - für Licht, Luft und Bewegung. Moholy-Nagy gestaltete aus der Lichtbewegung den Licht-Raummodulator. Und seitdem? Der Wunschtraum von Bewegung hat sich erfüllt – doch scheint er immer mehr, anders als gedacht – virtuell.

Für die Ausstellung BEWEGUNG ALS TRAUM führt das Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov den freien Geist durch abstrakte und mystische Räume. Das Hamburger Künstlerduo, Heike Mutter und Ulrich Genth, bringt uns anhand einer Turnstange als Raumelement und choreografierten Körperbewegungen den zeitgenössischen Körperkult nahe. In einer wandfüllenden Kohlezeichnung thematisiert Sergei Tchoban, wie in einem utopischen Traum, fließende Glasräume.

Modell entfalten

Hommage an Marguerite Friedlaender

Reinald Eckert

Lebendig, wechselnd und neu - in zwölf Akten kommt die Bauhaus-Vase HALLE von Marguerite Friedlaender, 1929 für die KPM Berlin entwickelt, zu allen Ehren. Die schlichte geometrische Form dieser Vase ist Ausgangs- und Bezugspunkt für eine Inszenierung, die Architektur, Design und Kunst miteinander in Einklang bringt. Die Vase, die bis heute in der Berliner Porzellan-Manufaktur hergestellt wird, hat einen  schönen  Standort im Mies van der Rohe Haus und wird immer wieder neu mit verschiedenen Ikebana-Arrangements, darunter Pflanzen aus dem Garten Lemke, bestückt. Die Gestaltung nimmt das Spiel der Jahreszeiten auf. Der Ikebanakünstler Reinald Eckert (Somu, Sogetsu-Ikebana-Schule, Tokio)  wird die Vase gestalten.

Termine: 11.01., 22.02., 29.03, 26.04, 31.05, 28.06., 26.07., 30.08., 27.09, 31.10., 29.11., 13.12.

 

Forschungsprojekt

Michiko Yamawaki. Das Bauhaus in Japan

Das Forschungsprojekt "Michiko Yamawaki. Das Bauhaus in Japan" wird durch das Auswärtige Amt gefördert. Ausgangspunkt dieses Projektes ist das 100-jährige Bauhausjubiläum 2019. Die deutsch-japanische Künstlerin, Designerin und Wissenschaftlerin Dr. Mariko Takagi, derzeit Professorin am Doshisha Women’s College, Kyoto, wird dieses Projekt realisieren. Zum Hintergrund: Am Bauhaus studierten zwischen 1927 und 1933 zwei Japaner und zwei Japanerinnen. Takehiko Mizutani war der erste japanische Bauhaus-Student. Ein Jahr nachdem Mizutani wieder zurück in Japan war, kam das Ehepaar Iwao und Michiko Yamawaki ans Bauhaus. Iwao Yamawaki, Fotograf und Architekt, hatte zu dieser Zeit bereits ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung, seine Ehefrau, Michiko Yamawaki, war 20 Jahre jung, als sie ihren Mann nach Dessau begleitete. Beide schrieben sich am Bauhaus ein. Als das Bauhaus Dessau im Jahr 1932 geschlossen wurde, kehrten die Yamawakis nach Japan zurück. Die vierte japanische Bauhäuslerin Ohno Tamae war Studentin am Bauhaus in Berlin. Über diese vier japanischen Bauhäusler/innen und insbesondere über die zwei Frauen ist außerhalb Japans nur wenig bekannt. Die meisten Publikationen und Informationen über sie und ihr Wirken liegen ausschließlich in japanischer Sprache vor. Zudem ist keine Monografie in deutscher oder englischer Sprache bekannt, die sich ausschließlich mit dem Thema das Erbe des Bauhauses in Japan befasst. Das Mies van der Rohe Haus möchte sich mit diesem Projekt der Bauhaus-Botschafterin in Japan – Michiko Yamawaki – widmen.

Freitag 1.3.2019, 18 Uhr, „Michiko Yamawaki und das Bauhaus in Japan“, Vortrag und Gespräch mit Mariko Takagi

Der Vortrag beleuchtet das Leben und Werk der japanischen Bauhaus-Schülerin Michiko Yamawaki und ihre Vorreiterrolle für die Idee des Bauhauses in Japan. Darüberhinaus wird ergründet ob und wie sich der Bauhaus-Gedanke, auch durch ihren Einfluss, mit der japanischen Kultur zu einer Ästhetik im japanischen Design verschmolz.

Dr. Mariko Takagi ist promovierte Grafikdesignerin mit den Forschungsschwerpunkten japanische Kultur, mehrsprachige Typografie und deren visuelle, interkulturelle Umsetzung.